Glosse
Die Glosse (griech. glossa = Zunge, Sprache) nimmt Sachverhalte, Erscheinungen und Verhaltensweisen aufs Korn, die widersprüchlich oder gar überlebt sind. Dafür werden die Mittel Humor, Ironie und Satire eingesetzt.
In knapper, pointierter Weise werden die Sachverhalte bewertet. Das heißt, nach der Nennung des Tatbestandes folgt schon die Pointe.
Durch Zuspitzung und überraschende Aufdeckung eines Widerspruchs sollen – oft auf verschmitzte Weise – Denkanstöße gegeben werden.
In den Medien, aber auch in der Schule lassen sich Glossen gut anbringen. In Funk und Fernsehen sowie in den Zeitungen finden wir sie als kurze Reaktion auf aktuelles Tagesgeschehen. In der Schule kann man sie z. B. nutzen, um auf humorvolle Weise auf bestimmte Verhaltensweisen aufmerksam zu machen.
Die Glosse selbst hat viele Erscheinungsformen.
Sprachglossen kritisieren Sprachvergehen und schlechte Sprachgewohnheiten.
Tatsachenglossen greifen authentische Sachverhalte (politische, soziale usw.) auf und glossieren sie.
Überschriftenglossen haben die Besonderheit, dass die Pointe schon in der Überschrift zu finden ist.
Zitatglossen haben Rede- und Textauszüge zur Grundlage.
Wie schreibt man eine Glosse?
Das Glossieren ist nicht die leichteste Sache, wie auch Humor und Satire nicht jedem mit in die Wiege gelegt wurden.
Zum einen muss man die Sprache gut beherrschen, sich in wenigen Worten trefflich ausdrücken können. Zum anderen muss gut überlegt sein, welche Verhaltensweisen unsere Unterstützung finden sollten und welche nicht, wo sich welche Widersprüche auftun und ob und wie sie sich lösen lassen.
Wer sich an eine Glosse wagen will, sammelt Ideen und Material zum Thema. Welche Denkanstöße will ich geben, wie kann ich innerhalb eines kurzen Textes dazu hinführen? Was sage ich wie indirekt? Manchen fällt auch zuerst eine Pointe ein. Meist ändert sich ihre Ausformulierung aber noch einmal, wenn man den Aufbau Schritt für Schritt überdenkt.
Mitunter führt erst ein konkreter Anlass dazu, dass aus einer Idee und der Materialsammlung wirklich etwas wird. Nicht selten ist eine mehrfache sprachliche Überarbeitung unabdingbar, um dahin zu kommen, dass alles bis zum Punkt stimmig ist.
Beispiel Tatsachenglosse:
Kurt Tucholsky
Der Kontrollierte
Da ist die berliner Straßenbahn . . . Aber es wird ja auf den anderen Bahnen nicht viel anders sein . . . Also da sitzen nun die Leute da und träumen und glotzen und unterhalten sich und manche lesen – –. Auf einmal betritt ein uniformierter Mann den Wagen und sagt: „Die Fahrscheine bitte!“ – Das ist ein Beamter, der hauptsächlich zur Kontrolle der Schaffner angestellt ist.
Pflichtschuldig wühlt alles in den Taschen. Alle reichen das Stückchen Papier dem Beamten hin. Nur einer hat seinen Fahrschein verloren.
Es ist doch ein Bedientenvolk, das deutsche. Denn nun sehen alle den Mann an, als ob er ein Verbrechen begangen habe. Denn sie bilden sich ein, der Beamte kontrolliere sie. Dabei ist der Beamte höflich und tut eigentlich nichts, was diesen Aberglauben bestärken könnte. Aber sie denken sich das so und sind voller Ehrfurcht und verabscheuen alle den Mann, der seinen Fahrschein verloren hat. Einen Augenblick hat er den ganzen Wagen gegen sich. Manche mögen ja ein bißchen teilnahmsvoll zusehen, wie er sich abmüht, und sie denken sich schaudernd in seine entsetzliche Lage . . .
Sie ducken sich. Sie bekommen einen roten Kopf. Der Verlierer einen dunkelroten. Er entschuldigt sich. Er sagt nicht: „Ich hab ihn verlegt, ich werde meinethalben nachbezahlen . . . “ Er fühlt sich ertappt. Man sollte nicht denken, einen Erwachsenen vor sich zu haben, der vielleicht eine Frau hat, Kinder, die er erziehen soll, Angestellte, die er anschnauzt . . . Hier ist er ganz klein. Denn hier ist das Heiligste an einen Deutschen herangetreten: die Uniform. Und da hört der Spaß auf.
Eine Kleinigkeit, eine Belanglosigkeit, gewiß. Aber doch wieder eine einfache Beobachtung des täglichen Lebens, die zeigt, wie hier der einzelne gar nicht erst wagt, zu sagen: »Hallo! Hier bin ich!« – Sondern er bekommt einen roten Kopf, duckt sich und sucht den Fahrschein.
Und das ist eine Misere des deutschen Lebens.
(Tucholsky, Kurt: Der Kontrollierte. In: Vorwärts, 18.09.1913)
Erklärung
Das duckmäuserische Verhalten der hoheitsgläubigen deutschen Staatsbürger vor dem Ersten Weltkrieg wurde hier glossiert und dabei auch der Widerspruch zwischen dem schönen Schein und dem tatsächlichen Sein aufs Korn genommen.
Beispiel Sprachglosse:
Karl Kraus
Ähnlichkeit
Ein analytischer Schmock, einer von jenen, die jetzt aus allen Spalten grinsen, berichtet in der „Frankfurter Zeitung“ über eine Plauderei, die der bekannte Erotiker Franz Blei in Berlin abgehalten und bei der er Fragen aus dem Auditorium kulant beantwortet hat.
„Wie er in schlichten, nichteifernden Worten sein Bekenntnis gab, konnte man in den ausdrucksvollen Zügen das feine Theologengesicht entdecken, das Max Oppenheimer malte. Verblüffend ist in solchen Momenten auch eine gewisse Ähnlichkeit Bleis zu dem in mancher Hinsicht geistesverwandten Karl Kraus; nur daß der Wiener Kaffeehaustheologe ein so strenger Stilkünstler ist, daß er nur vorlesen kann und sich zu solchen Stegreifexperimenten nicht hergibt.“
Was die Kaffeehaustheologie anlangt, so könnte man mit Recht jeden Pfarrer einen Kaffeehaustheologen nennen, der keine Köchin hat und deshalb im Kaffeehaus den Kaffee nehmen muß. Was die Geistesverwandtschaft mit Herrn Blei anlangt, so ist sie insofern ersichtlich, als Herr Blei meine Aphorismen mit Interesse gelesen hat. Da ich mich aber für Bilderhandel nicht interessiere, so dürfte die Ähnlichkeit doch wieder nur sehr oberflächlich sein und höchstens eine „zu“ mir, aber nicht mit mir. Alles in allem, vermute ich, wird das Gesicht des Herrn Blei meinem Gesicht so verblüffend ähnlich sein, wie ein Porträt des Herrn Oppenheimer einem Porträt von Kokoschka.
(Kraus, Karl: Ähnlichkeit. In: Die Fackel, Nr. 381/382/383, XV. Jahr. Wien, 19. September 1913)
Begriffserklärungen:
Schmock: jiddisch: unangenehmer, rechthaberischer, belehrender, eitler oder arroganter Mensch, Tölpel
Franz Blei (1871–1942): österreichischer Schriftsteller, schrieb u.a. Essays und Literaturkritiken. Er war u.a. auch Herausgeber erotischer Literatur des Barocks und philosophischer Essays über Pornografie zwischen 1905 und 1911.
Max Oppenheimer (1885–1954): österreichischer Maler, um 1913 Anhänger des Kubismus.
Oskar Kokoschka (1886–1980): österreichischer Maler und Grafiker des Expressionismus.
Kaffehaustheologie: Das von Karl Kraus in der Glosse zitierte Wiener Kaffeehaus hat eine lange Tradition. Mann kann sich bei einem Kaffee dort stundenlang aufhalten, Zeitung lesen oder schreiben. Deshalb war das Kaffeehaus lange Zeit Treffpunkt der Wiener Bohème. Das Kaffehaus lieh der sogenannten Kaffeehausliteratur (Vertreter waren u.a. Peter Altenburg, Felix Salten, und Anton Kuh) ihren Namen. Darauf spielt der Artikel in der Frankfurter Zeitung, den Karl Kraus hier glossiert, offenbar an.
Karl Kraus (1874–1936): österreichischer Schriftsteller und Sprachkritiker.
Begriffserklärungen:
Schmock: jiddisch: unangenehmer, rechthaberischer, belehrender, eitler oder arroganter Mensch, Tölpel
Franz Blei (1871–1942): österreichischer Schriftsteller, schrieb u.a. Essays und Literaturkritiken. Er war u.a. auch Herausgeber erotischer Literatur des Barocks und philosophischer Essays über Pornografie zwischen 1905 und 1911.
Max Oppenheimer (1885–1954): österreichischer Maler, um 1913 Anhänger des Kubismus.
Oskar Kokoschka (1886–1980): österreichischer Maler und Grafiker des Expressionismus.
Kaffehaustheologie: Das von Karl Kraus in der Glosse zitierte Wiener Kaffeehaus hat eine lange Tradition. Mann kann sich bei einem Kaffee dort stundenlang aufhalten, Zeitung lesen oder schreiben. Deshalb war das Kaffeehaus lange Zeit Treffpunkt der Wiener Bohème. Das Kaffehaus lieh der sogenannten Kaffeehausliteratur (Vertreter waren u.a. Peter Altenburg, Felix Salten, und Anton Kuh) ihren Namen. Darauf spielt der Artikel in der Frankfurter Zeitung, den Karl Kraus hier glossiert, offenbar an.
Karl Kraus (1874–1936): österreichischer Schriftsteller und Sprachkritiker.
Der Bericht
Der Bericht findet häufige Verwendung im Journalismus. Er schildert kurz, vollständig und logisch strukturiert ein Ereignis oder eine Handlung und deren Folgen, ohne dabei eine Wertung zum Geschehenen – wie dies z. B. beim Kommentar der Fall ist – zu äußern. Der Bericht kann sowohl aktuelle Ereignisse und Begebenheiten aufgreifen als auch bereits weiter zurückliegende Geschehnisse durch die Bereitstellung von Hintergrundinformationen näher beleuchten und beschreiben.
Der Bericht im Journalismus
Da der Bericht Informationen in objektiver Weise wiedergibt und somit keine persönliche Stellungnahme des Autors aufgreift oder diesen mit einbezieht, ist er als narrativer (erzählend) Sachtext gut geeignet, um die in journalistischen Medien erforderlichen klaren Fakten sachlich und präzise darzustellen. Der Bericht sollte in der Vergangenheitsform sowie in der dritten Person verfasst sein.
Sowohl im Bereich der Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften) als auch im Fernsehen, Rundfunk und Onlinebereich lässt sich der Bericht durch seine neutralen und erzählenden Charakter meist im Format eines Artikels bzw. im Rahmen einer Nachrichtensendung oder Reportage finden.
Ausgangspunkt für die Entstehung eines Berichts im Journalismus ist oft eine Meldung, die über den Newsticker einer Nachrichtenagentur (dpa, ddp, Global Press, Vereinigte Wirtschaftsdienste u. a.) in die entsprechende Redaktion gelangt.
Diese Form des Informationseingangs über eine Nachrichtenagentur kann als formell bezeichnet werden. Es ist davon ausgehen, dass es sich um einen seriösen Ursprung der Information handelt. Eine informelle Informationsquelle ist dagegen z. B. eine Kontaktperson, die anonym bleiben muss (eine bekannte Person aus der Wirtschaft) oder eine Nachricht, deren Sender unbekannt ist. Hierbei ist für den Fall der Verarbeitung der erhaltenen Information zunächst deren Authentizität zu prüfen, um die Glaubwürdigkeit des später eventuell daraus entstehenden Berichts zu wahren. Bei beiden Formen des Informationseingangs ist dann eine weiterführende Recherche notwendig, die zusätzliche Informationen liefern muss, um schließlich einen vollständigen Bericht verfassen zu können. Dabei stehen die im Journalismus stets zu berücksichtigenden W-Fragen (who, what, when, where, why, how) im Vordergrund. Werden diese Fragen durch eine eingehende Recherche beantwortet, hat der Bericht, der zunächst nur auf einer womöglich einzeiligen Meldung einer Nachrichtenagentur basierte, an Vielschichtigkeit und Informativität gewonnen.
Der Bericht in den einzelnen Medien
Da der Bericht hauptsächlich in journalistischen Formaten wie Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichtensendungen im Fernsehen und Rundfunk oder im Internet verwendet wird und dort ein Redaktionsschluss einzuhalten ist, darf die Recherche der noch ausstehenden, sich an den W-Fragen orientierenden Hintergrundinformationen für den Bericht nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Fernsehen
Besonders brisant sind stündliche Nachrichtenformate. Hier geschieht bei Eingang einer Meldung, aus der ein Bericht für die nächstfolgende Sendung produziert werden soll, das Zusammentragen der noch fehlenden Daten und Fakten unter äußerstem Zeitdruck. Bei Fernsehsendungen kommen erschwerende Faktoren hinzu: Mitunter müssen zum eigentlichen Bericht noch Bilder vom Ort des Geschehens produziert werden, die z. B. während einer Live-Schaltung, aber auch bei Aufzeichnungen, in Kombination mit der gesprochenen Sprache den Bericht unterstützen und anschaulicher gestalten.
Zeitungen und Zeitschriften
Bei Zeitungen und Zeitschriften, in denen neben der Schriftsprache zur Verstärkung des Berichts ebenfalls Bilder eingesetzt werden können, muss ebenso ein Redaktionsschluss eingehalten werden. Dieser orientiert sich an der Erscheinungsweise des Printmediums. Handelt es sich um eine Tageszeitung, muss der Bericht am späten Nachmittag oder frühen Abend, stets unter Absprache mit dem Layout, das die Gestaltung der Zeitungsseiten übernimmt und Formatvorgaben setzt, fertig sein. Anschließend können die Zeitungsseiten in den Druck gegeben werden. Bei einer Wochenzeitung oder Zeitschrift mit vierzehntäglichem Erscheinungsrhythmus besteht die Gelegenheit, die Recherche nach Hintergrundinformationen ausführlicher zu gestalten. In der Regel werden dortige Berichte dann länger ausfallen.
Rundfunk
Im Rundfunk funktioniert die Informationsübermittlung ausschließlich über die gesprochene Sprache. Hier finden Bilder keine Verwendung, dafür vollständige Interviews, die in den Bericht integriert werden. Hier ist also die Wortwahl von entscheidender Bedeutung: Der Bericht wird schließlich nur über das einmalige Hören vom Rezipienten aufgenommen und muss daher ad hoc verständlich sein.
Internet
Auch im Internet finden sich fast überall Texte, die in Form eines Berichts verfasst sind. Dies sind z. B. Berichte auf den Online-Seiten einer Zeitung oder Zeitschrift , eines Infoportals oder den Internetseiten von kulturellen, sozialen und politischen Institutionen wie dem Foreign and Commonwealth Office (www.fco.gov.uk).
Besonders interessant an diesem Medium ist, dass der Bericht hier neben der Schriftsprache auch durch die gesprochene Sprache sowie durch Bilder und Videos flankiert werden kann. Dadurch kann ein Bericht besonders ausdrucksstark und beeindruckend übermittelt werden. Es kann jedoch auch passieren, dass der Mediennutzer durch die Fülle an Informationen überfordert wird und dem eigentlichen Inhalt des Berichts dabei weniger Bedeutung geschenkt wird, als beabsichtigt war.
Weitere Formen des Berichts
- Erfahrungsbericht: Ein Erfahrungsbericht über ein Austauschjahr in Großbritannien oder den USA kann interessierten Schülern viele wichtige Informationen vermitteln und schon vorab Fragen beantworten.
- Bericht aus Berlin: sonntäglicher Bericht zur Bundespolitik in der ARD: Beleuchtet wöchentlich die Topthemen und Auseinandersetzungen der Parteien und der Regierung
- PISA-Bericht: Die Kultusministerkonferenz (KMK) definierte nach der Veröffentlichung des PISA-Berichts bestimmt Handlungsfelder
- Reisebericht: Reisende halten imposante Eindrücke fest, geben wichtige Informationen über Einreisebestimmungen, Währung, Klima usw.
- Forschungsbericht: Nach Fertigstellung einer Studie können die Ergebnisse meist der Öffentlichkeit in Form eines Forschungsberichts präsentiert werden. Die Britische Regierung legte z. B. den Forschungsbericht Forward Look 2003 vor, der die Ausgaben des öffentlichen Sektors in Forschung und Entwicklung dokumentierte.
Diese Liste ließe sich problemlos erweitern. Sie soll aufzeigen, in welchen unterschiedlichen Bereichen des täglichen Lebens sich ein Bericht wiederfinden kann.
Feuilleton
Feuilleton; franz. = (das unterhaltende) Blättchen.
Unter Feuilleton versteht man den literarisch-unterhaltenden Teil einer Zeitung. In diesem Teil stehen Rezensionen, Kritiken, Buchbesprechungen usw. Ein literarischer Beitrag im Feuilletonteil der Zeitung wird ebenfalls Feuilleton genannt. Es handelt sich dabei meist um einen Aufsatz populärwissenschaftlicher Art, geistreich und meist im Plauderton geschrieben.
Ein feuilletonistischer Aufsatz ist eine journalistisch-literarische Kunstform. Das Feuilleton trägt wesentlich dazu bei, oftmals auch durch seinen Wortwitz, dem Leser trockene Themen nahezubringen.
Das politische Feuilleton hatte vor allem im Absolutismus eine herausragende Bedeutung (HEINRICH HEINE, LUDWIG BÖRNE), da durch gekonntes Wortspiel die Zensur nicht zugreifen konnte. Es wurde zwischen den Zeilen gelesen.
Die NS-Kulturpolitik konnte das Feuilleton nicht völlig stoppen, aber bis heute hat es die Bedeutung, die es einst hatte, nicht wieder erreicht. Heute ist das in der ursprünglichen Form auch nicht mehr nötig, denn niemand ist gezwungen, seine Meinung hinter Wortspielen zu verstecken. Das politische Feuilleton ist heute mehr und mehr von der Glosse abgelöst worden.
Heute werden dem Leser im Feuilleton vor allem Auskunft und Aufklärung zu allgemein interessierenden Fragen, vor allem zu Literatur, Musik, Theater und Film – zur Kunst insgesamt vermittelt. Feuilletons nehmen nicht selten die Form von Buchbesprechungen, Rezensionen usw. an.

Selbst in der bittersten Frucht ist Zucker enthalten.
– Terry a O’Neal
Zeitungen
Zeitungen und Zeitschriften sind wesentliche Massenmedien. Ihre Geschichte reicht bis ins 15./16. Jahrhundert zurück. Mit der Erfindung der Rotationsdruckmaschine und der Telegrafie setzte die weltweite Verbreitung ein. Nach ihren Erscheinungsintervallen, den Zielgruppen und Regionen werden verschiedene Zeitungs- und Zeitschriftenformen unterschieden. Für die Themen in Zeitungen und Zeitschriften gibt es unterschiedliche Darstellungsformen. Man unterscheidet tatsachenorientierte Formen, meinungsorientierte Formen und fantasieorientierte (fiktionale) Formen.
Zur Geschichte
Im 15. Jahrhundert war Europa u. a. gekennzeichnet durch eine Vielfalt von Sprachen, Dialekten und in sehr viele Herrschaftstümer aufgeteilt. Nicht immer fielen Sprachgebiete und politische Strukturen zusammen. Zum Aufbau funktionierender Bürokratien im 16. Jahrhundert war eine sprachliche Vereinheitlichung nötig. Gefördert wurde dieses Bestreben nach modernen, einheitlichen Nationalsprachen mit dem Buchdruck und dem Buchhandel. Verleger waren interessiert, hohe Auflagen ihrer Werke zu erzielen. Sie wandten sich an ein Publikum, das kein Latein verstand (oft noch die vorherrschende Schriftsprache). Buchdruck und Buchhandel – eingeschlossen das sich entwickelnde Zeitschriften- und Zeitungswesen – liefern ein gutes Beispiel für die Herausbildung von Nationalsprachen.
Schon vor Entstehung der Presse gab es geschriebene Zeitungen. Das waren handschriftlich notierte Neuigkeiten, die Geschäfts- und Privatbriefen angehängt wurden.
Der Begriff Zeitung ist ein Lehnwort aus dem 14. Jahrhundert und kommt aus dem Mnd. (Mittelniederländischen) tidinge = Zeitung. Damals hatte der Begriff die Bedeutung Nachricht, Mitteilungsbrief.
Bekannt geworden sind die Fuggerzeitungen aus den Jahren 1568 bis 1605. Dabei handelte es sich um handschriftliche Nachrichten, die das Augsburger Handelshaus vor allem aus seiner umfangreichen Korrespondenz zusammenstellen ließ.
Außerdem gab es berufsmäßige Nachrichtenhändler, die als Quelle für das Handelshaus dienten. Von diesen gründeten 1571 JEREMIAS CRASSER und JEREMIAS SCHIFFLE ein Zeitungskorrespondenzbüro. Sie nannten sich „Nouvellanten“. Ebenfalls im 16. Jahrhundert entstand der Beruf des Korrespondenten oder Nachrichtenagenten. Dieser stand im Dienst von Hof, Kirche oder Handelshaus. Meist schrieben sie sogenannte Nachrichten-Briefe (Briefzeitungen), die ein internes Nachrichtensystem darstellten. Sie waren der politische Vorläufer heutiger Zeitungen, d. h. der periodisch erscheinenden Druckerzeugnisse mit aktuellem Inhalt.
Ausgang des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert erschienen die „Newe (neue) Zeitungen“; das waren unperiodische Ein– und Mehrblattdrucke. Sie enthielten oft Holzschnitte, später mit Kupferstichen illustrierte Nachrichten. Diese Zeitungen wurden auf Märkten vorgelesen oder
vorgesungen und erfuhren so eine zunehmende Verbreitung. Die älteste bekannte „Neue Zeitung“ stammt wahrscheinlich aus dem Jahre 1502. Ein Abschnitt hieß „Newe zeytung vom orient vnnd auffgange“. Damit wurde zum ersten Mal in einer gedruckten Nachricht das Wort „Zeitung“ nachgewiesen. Die „Neue Zeitung“ ist die Vorform der heutigen Tageszeitungen.
Erster neuzeitlicher Zeitungsberichterstatter war der Gelehrte CHRISTOPH SCHEURL (1481–1542 in Nürnberg). Er wurde Verfasser vieler „Neuer Zeitungen“. Die älteste deutschsprachige Monatszeitung wurde erstmals 1597 gedruckt.